HNA, 04. Januar 2001               

Wer sind die Kinder? Wo entstand die Aufnahme? Diese Fragen ergaben sich aus einer historischen
Postkarte von 1906, die wir in unserer gestrigen Ausgabe veröffentlichten. Johann-Georg Geisel konnte sie beantworten.
 
WASENBERG   Gestern gab sie noch Rätsel auf, heute ist ihr Geheimnis (weitgehend) gelöst: Von einer farbigen Postkarte ist die Rede, die eine Szene aus dem Schwälmer Leben, vermutlich aus dem Jahr 1906, zeigt. Wo genau die Fotografie, auf der eine Kindergruppe am Rande eines Teiches zu sehen ist, entstand ‑das war die Frage, zu deren Beantwortung wir Sie, liebe Leser, gestern um ihre Mithilfe baten. Die Hilfe ließ nicht lange auf sich warten. Telefonisch meldete sich Johann-Georg Geisel aus Wasenberg, der in dem Kleinkind, das einer der Jungen auf dem Bild auf dem Arm trägt, seinen Vater erkannte.

Brüderpaar
Zwei Jahre alt sei sein Vater Hermann auf dem Foto gewesen, erklärte Geisel. Getragen wurde er von dessen Bruder Johann, der damals 14 Jahre alt war. Sicher ist sich Geisel ebenso, dass das im Vordergrund sitzende Kind der Nachbarsjunge Johannes Haber gewesen ist. Wer die übrigen Kinder sind, konnte Geisel allerdings auch nicht sagen. Die Postkarte, die wir gestern präsentierten, ist Geisel bereits seit langem gut bekannt. Eine identische Karte in einem alten Holzrahmen hat seinen festen Platz im Wohnzimmer Bereits seine Großmutter habe ihm die Szenerie beschrieben:
Die Aufnahme entstand auf einem Areal hinter der Treysaer Straße in Wasenberg, eingeschlossen vom heutigen Windmühlenweg und der Obergasse, Das Gebiet ist noch heute als "Obertriesch" bekannt, so Geisel. Noch heute erhalten ist die Häuserreihe im Hintergrund. Sie entstand 1898, ebenso wie das benachbarte Haus von Johann-Georg Geisel, in dem bereits sein Vater aufwuchs. Der auf der Postkarte abgebildete Teich existiert allerdings schon lange nicht mehr Heute steht dort ein Büro‑ und Lagergebäude, das bis vor Kurzem ein örtliches Busunternehmen unterhielt. In dem damaligen Teich, im Schwälmer Platt als "Floßruse", als Flachsteich, bekannt, wurde Flachs über mehrere Wochen vor der weiteren Verarbeitung eingeweicht, weiß Geisel.
Zu der Postkarten-Aufnahme habe der Fotograf wohl ein paar Kinder aus der Nachbarschaft zusammengeholt, meint der 70jährige Wasenberger. Die sich dann wenig später in Schwälmer Tracht am Teich versammelten und sich als Postkartengruß aus Hessen in vielen Briefkästen wiederfanden. (jkö)
                                                                                    
(Foto: Köcher)

  04.01.